Unser Höver – Kalender-Motive 2010
Kalender 2010
Thema: Unser Höver damals
Die Idee, einen Kalender für das Jahr 2010 zu erstellen, entstand bei der Vorbereitung der Chronik für Höver.
Zahlreiche Bürger des Ortes stellten der Heimatbundgruppe »Unser Höver« Bilder zur Verfügung. Da nicht alle Fotografien in der Chronik gezeigt werden konnten, wurden zwölf Bilder für einen Kalender ausgesucht. Ältere Motive aus Höver sind das Motto dieses doppelseitigen Kalenders. Für jeden Monat gibt es ganzseitig ein Motiv aus vergangenen Zeiten und dazu eine kurze Erläuterung. Der Kalender vermittelt so einen kleinen Eindruck davon, wie es einst in Höver aussah.
Die Bildlegenden zu den einzelnen Bildern sind weiter unten aufgeführt. Die Motive können als Einzelbilder betrachtet werden (Fotos vergrößern sich nach Anklicken) oder auch nach Öffnen eines Bildes bequem durchgeblättert werden.
1) Januar – Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr versammeln sich im Februar 1929 vor dem Spritzenhaus.
Im Februar 1929 versammelten sich alle Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Höver vor dem Spritzenhaus. Grund dafür war die Übergabe einer nagelneuen Motorspritze, die mit zusätzlich 105 Meter Schlauch von der Gemeinde beschafft worden war. Mit dieser Spritze hatte nun auch bei der FF-Höver die moderne Technik ihren Einzug gehalten.
Beim Blick auf das Spritzenhaus erkennt man auf der rechten Seite einen kleinen Anbau. Hier war die Arrestzelle des Dorfes untergebracht. Der Wachtmeister konnte dort „Böse Buben“ sicher unterbringen. Auch zur Ausnüchterung wird dieser Raum wohl ab und zu gedient haben.
2) Februar – Das Bild zeigt die Zementfabrik »Alemannia« aus der Zeit um 1930.
Die heute unter »HOLCIM AG« firmierende Zementfabrik wurde 1907 durch den Kommerzienrat Hermann Manske aus Lehrte gegründet. Das Unternehmen hieß zunächst »Zementfabrik Alemannia H. Manske und Comp. Nordstern bei Lehrte«.
Die 1892 erbaute Villa an der heutigen Lehrter Stadtgrenze war damals Manskes Domizil. Sie trägt ihren Namen nach dem berühmten Hengst »Nordstern«, der auf englischen Rennbahnen beträchtliche Gewinne holte. Dieser Schimmelhengst soll im Park der Villa begraben sein.
3) März – Postkarte, die vor dem 1. Weltkrieg verschickt wurde, mit verschiedenen Motiven aus dem Ort.
Auf einer Teilansicht in der Mitte der alten Postkarte ist ein hoher Schornstein zu erkennen. Er befand sich auf dem Hof Nr. 2 an der Hannoverschen Straße (heute Friedrich Prüße) und gehörte zur Branntweinbrennerei von Wilhelm Wolfes. Dieser hatte die Destille 1865 errichtet und betrieb sie 43 Jahre lang bis 1908. Sein echter „Bauernschluck“ fand nicht nur in Höver, sondern auch in den Nachbardörfern zahlreiche Abnehmer. Die Schule befand sich damals in einem Gebäude in der heutigen Hannoverschen Straße Nr. 9. Auch nach Errichtung eines neuen Schulgebäudes im Jahr 1922 war ein Klassenzimmer in diesem Haus vorhanden, das auch bis 1958/59 genutzt wurde. Heute findet man in der Hannoverschen Straße Nr. 9 einen Kiosk sowie ein Kosmetikstudio und Wohnungen.
4) April – Lehrer Grethe mit seinen Schülern im Jahr 1896
Das Bild zeigt Lehrer Wilhelm Grethe (1834–1897) mit seinen Schülerinnen und Schülern des Jahres 1896. Die Unterrichtung aller Jahrgänge gleichzeitig in einem einzigen Klassenraum stellte höchste Anforderungen an den damaligen Schulmeister. Zusätzlich zu seinem Beruf als Lehrer hatte er noch die Bibelstunden in der Kapelle zu halten und das Harmonium zu spielen. Wilhelm Grethe erlebte seinen Ruhestand nicht mehr. Er starb am 3. März 1897 im Alter von 63Jahren, nachdem er 33 Jahre in Höver tätig gewesen war.
Die höversche Schule befand sich damals in einem Haus neben der höverschen Kapelle. Nach dem Umzug in das heutige Gebäude Hannoversche Straße 9 richtete Tischlermeister Heinrich Grote im Jahr 1882 in den ehemaligen Schulräumen eine Tischlerwerkstatt ein. Heute wird der Gebäudeteil zu Wohnzwecken genutzt.
5) Mai – Der Männergesangverein Höver von 1883 im Jubiläumsjahr 1933
Auf der kunstvoll mit Seide bestickten Fahne ist zu lesen:
Rein im Sange treu im Wort
Fest in Eintracht immerfort
Und auf der Rückseite:
Männer – Gesangverein Höver
1883–1899
Die beiden Schärpen haben folgenden Text: Dem Männergesangverein in Höver zur Fahnenweihe 1899 gewidmet von den Jungfrauen. Es folgen die Namen der 12 Jungfrauen des Dorfes. Die schöne Fahne ist erhalten geblieben und wurde vor einigen Jahren restauriert. Sie ist heute in der Heimatstube Höver zu sehen.
6) Juni – 1926 präsentierten sich die Schützen bei ihrem Umzug vor dem Gasthof »Zur Linde«
Zu sehen ist der Schützenkönig des Jahres 1926 Fritz Wolfes mit der Festgesellschaft vor seiner Gaststätte „Zur Linde“. Wie in allen anderen umliegenden Dörfern konnten nur Männer Mitglied des Schützenvereins werden. Eine Schützenkönigin sucht man daher vergeblich an seiner Seite. Die Damenabteilung des Vereins wurde erst 1957 gegründet. Erste Schützenkönigin in Höver war Anni Latenberg.
7) Juli – Die Siedlergemeinschaft Höver im Jubiläumsjahr 1992
Die Siedlergemeinschaft Höver im Deutschen Siedlerbund feierte im Jahr 1992 mit vielen Veranstaltungen ihr 40jähriges Bestehen. Bunt geschmückt mit Pferd und Kutsche beteiligte sich diese Gruppe am Umzug des Schützenfestes. Der Festball am 1.Februar 1992 war gleichzeitig die letzte Feier, die im alten Saal des Hotels »Zur Linde« stattfand.
8) August – Schneidermeister Ostermeyer mit Turnern am Barren
Neben der anmutigen Turnerriege am Barren fällt rechts der streng dreinblickende Mann ins Auge. Es handelt sich um den Schneidermeister Wilhelm Ostermeyer. Er hatte seine Werkstatt auf dem Hof Nr. 15 in Höver und beschäftigte dort zeitweise bis zu vier Schneidergesellen. Frei nach dem Motto des Turnvaters Jahn: "Frisch, fromm, fröhlich, frei", verlangte er von seinen Mitarbeitern unbedingt, dass sie körperlich fit und sportlich aktiv waren (z.B. im Turnverein). So wollte es der Meister!
9) September – 1930 wird beim Fleischermeister Wilhelm Henzel die Scheibe des Schützenkönigs aufgehängt
In bester Feierlaune zeigten sich hier 1930 die Schützen des Dorfes. Schützenkönig war in diesem Jahr der Fleischermeister Wilhelm Henzel. Vor seinem Geschäft in der Hannoverschen Straße ist dieses Foto entstanden. Wilhelm Henzel kam 1955 bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Seine Witwe führte mit ihrem Neffen das Geschäft weiter, verpachtete es dann jedoch weiter an den Fleischermeister Joachim Böber. 1961 übernahm Bruno Borchert mit Ehefrau Gerda den Betrieb und führte ihn schnell zu neuer Blüte. Die ausgezeichnete Qualität seiner Fleisch- und Wurstwaren, insbesondere sein immer frisches Mett und die legendären Bratwürste, machten seinen Namen weit über die Grenzen Hövers hinaus bekannt.
Nach Schließung der Fleischerei wurde im Jahre 2003 in den ehemaligen Verkaufsräumen »Azads Grillhaus« eröffnet. Hier werden heute köstliche Döner und leckere Grillspezialitäten angeboten.
10) Oktober – Anlässlich des Stiftungsfestes versammeln sich Turnerinnen und Turner des Männerturnvereins Höver am 2. Oktober 1927.
Der in 1914 gegründete Männerturnverein feiert hier sein Stiftungsfest (Feier aus Anlass des Jahres der Gründung des Vereins).
Am 28. Dezember 1926 fand die Gründungsversammlung der Frauenabteilung statt. Als Turnkleidung waren – wie auf dem Bild zu sehen – schwarzer Turnanzug und weiße Halbschuhe vorgeschrieben. Nachfolgeorganisation ist der heutige Turn- und Sportverein. In den Jahren 1921 bis 1933 existierte neben dem MTV die »Frei Turnerschaft Höver«. Hier wurde in erster Linie Fußball gespielt, aber auch geturnt.
11) November – Das Bild zeigt das Elternhaus von Professor Plühr.
Auf dem Bild sieht man das inzwischen abgerissene Wohnhaus der Hofstelle Nr. 18. Diese alte Reihstelle lag neben dem Hof Nr. 19 von Friedrich Ostermeyer. Im 19. Jahrhundert wohnte dort die Familie des Schuhmachers Heinrich Plühr. Der älteste Sohn Heinrich (geb. am 21. Juni 1859) verbrachte hier seine Kindheit und Jugend bevor er später, in Weimar lebend und inzwischen Professor der Kunst, als Portraitmaler, Fotograf und Kunstmaler über die Grenzen Hövers hinaus bekannt wurde.
In der höverschen Kapelle hängen zwei Bilder von ihm. Das Ölgemälde »Die Geburt Christi« zeigt ausschließlich damals in Höver lebende Bewohner und als Hintergrund wählte der Maler die große Diele seines Elternhauses Nr. 18. An den „Großen Sohn Hövers“ erinnert heute die nach ihm benannte Professor-Plühr-Straße.
12) Dezember – »Jung Höver« hieß der Kegel-Klub, der sich im Jahr 1912 zusammenfand.
Der Kegelclub „Jung Höver“ wurde im Jahr 1912 gegründet. Auf dem Bild ist ganz rechts der Kaufmann Wilhelm Grefe zu sehen. Auf dem Schoß hält er seine Tochter Else im Alter von 3 Jahren. Sie war sicher seine kleine Glücksfee und half ihm dabei, öfter mal beim Kegeln „Alle Neune“ zu werfen. Else Grefe verheiratete sich später mit Alois Erler und führte mehrere Jahre das Gasthaus ihres Vaters »Zur Post« in der Hannoverschen Straße. Heute befindet sich dort »Sambergers Restaurant«, bekannt für seine afrikanischen Spezialitäten.
Abgerundet wurde das Ganze durch Rezepte, die der »Weiberclub« aus Höver zusammenstellte und durch Postkarten, auf denen noch einmal jedes Foto erscheint. Die positive Resonanz im Dorf ermutigte die Heimatbundgruppe »Unser Höver« weitere Kalender zu gestalten.