Unser Höver – Kalender-Motive 2012
Kalender 2012
Dorfgeschichte
Der Kalender wurde von der Heimatbundgruppe »Unser Höver«. Die abgebildeten Fotos sind dankenswerterweise von zahlreichen höverschen Bürgern zur Veröffentlichungen der Geschichte des Dorfes zur Verfügung gestellt worden.
Die Bildlegenden zu den einzelnen Bildern sind weiter unten aufgeführt. Die Motive können als Einzelbilder betrachtet werden (Fotos vergrößern sich nach Anklicken) oder auch nach Öffnen eines Bildes bequem durchgeblättert werden.
1) Januar – Doppelhochzeit Behre
Auffallend auf dem Foto von der Doppelhochzeit der Geschwister Behre aus dem Jahr 1907 ist, dass die Bräute dunkle Kleider mit einem weißen Schleier tragen.
2) Februar – Professor Plühr
Auch wenn er im Jahr 1859 in Beckum geboren wurde, gilt Professor Heinrich Plühr als bedeutendster Bürger des Dorfes. Nach einer Ausbildung zum Lithographen arbeitete er als »Retoucher« in Hamburg und wurde, nachdem er ein Stipendium erhielt, in der berühmten Weimarer Malschule aufgenommen.
Er blieb danach bis zu seinem Tod im Jahr 1953 in Weimar. Er blieb seinem Heimatdorf aber stets verbunden. Das Bild »Die Geburt Christi« entstand im Jahr 1891 im Haus Nr. 18 und zeigt ausschließlich Einwohner von Höver. Angeblich wurde es bei einem Brand zerstört, tauchte später aber in einer Ausstellung unter dem Titel »Mutterliebe« wieder auf. Professor Plühr malte das Bild, das auch den Titel »Mutter und Kind« hat, viele Jahre später noch einmal und schenkte es der Gemeinde Höver. Seit 1953 hängt es in der Kapelle. Dort befindet sich auch ein Selbstbildnis von Professor Plühr mit dem Titel »Christuskopf« beziehungsweise »Germanenkopf«
3) März – Die Durchgangsstraße vor dem Umbau
An einigen Stellen hatte Höver, wie hier im Abschnitt von der Professor Plühr-Straße bis zur Brunnenstraße, eine enge Ortsdurchfahrt. Auf der linken Straßenseite sehen wir die Höfe von Prüße und Rathmann. Der Hof auf der rechten Seite wird heute von Ernst Wigger bewirtschaftet. Auf der Straße befindet sich die eingleisige Strecke der Straßenbahnlinie 15. Die Bahn ist im Hintergrund zu erkennen.
4) April – Mergelbruch
Nach Inbetriebnahme der Portland Cementfabrik Alemannia H. Manske & Co. Aktiengesellschaft im Jahr 1908 entstand direkt am Werk der Mergelbruch. Hier wurde der Rohstoff für die Zementherstellung gewonnen. Der Bruch wurde schnell größer und ging im Jahr 1934 schon über die verlängerte Professor-Plühr-Straße hinaus.
Heute reicht die Abbaufläche bereits weit in die Gemarkung des Nachbarortes Bilm hinein. Der hier gezeigte Bereich wurde in den vergangenen Jahren schon teilweise verfüllt.
5) Mai – Gasthaus »Weißer Bär«
Der Stellmacher Friedrich Behre aus Wülferode erwarb im Juli 1863 die Brinksitzerstelle Nr. 22 von Heinrich Prüße. Unklar ist, ob es sich dabei noch um das in der Karte »Höver 1845/46« von Margarete Werner eingezeichnete Grundstück handelt. Das befand sich an der Einmündung der Hoverdengasse in die Brunnenstraße. Dort, wo später die Scheune von Ernst Köhler stand. Wahrscheinlicher ist, dass die Hofstelle zwischenzeitlich an den heutigen Ort verlegt wurde. Friedrich Behre baute sich dort ein Gasthaus, betrieb seine kleine Landwirtschaft und arbeitete als Stellmacher. Sein Sohn Wilhelm übernahm den Betrieb. Nach seinem frühen Tod begann die Zeit von »Tante Sophie«. Sie führte das Gasthaus »Weißer Bär«, zu der auch eine Kegelbahn gehörte, über 40 Jahre lang und übergab es im Jahre 1964 an ihre Enkeltochter. Aus der Gaststätte wurde zwischenzeitlich ein Hotel, das sich noch immer im Besitz der Familie befindet. Nach der Hochzeit von Elisabeth Behre mit Wilhelm Lotz wurde der östliche Bereich des Gebäudes umgebaut. Wilhelm Lotz richtete hier sein Elektrogeschäft ein und verkaufte und reparierte, wie auf dem Bild zu sehen, bis in die 60er Jahre Fahrräder. Das Gasthaus war auch ein beliebter Haltepunkt für die Straßenbahnen der Linie 15. Wenn die Fahrer drei Mal klingelten, war dies das vereinbarte Zeichen für die Wirtin, schnell drei Rezepte (je ein Bier und ein Korn)fertig zu machen.
6) Juni – Straßenbahnunfall 1938
Die Straßenbahnlinie 15 zwischen Hannover und Haimar wurde im August 1898 in Betrieb genommen. Die Linie war weitgehend eingleisig und mit Ausweichstellen versehen. Eine davon befand sich auch in Höver. Auf der Strecke wurden auch Güter transportiert. Das Zementwerk »Alemannia« erhielt bereits kurz nach der Inbetriebnahme im Jahr 1908 einen Gleisanschluss. Die Fahrten verliefen nicht immer unfallfrei. So stießen am 14. Juni 1938 zwei Bahnen am Ortseingang von Höver zusammen.
Die letzte Bahn fuhr am 2. April 1960 von Sehnde über Höver nach Hannover. Danach übernahmen Busse den Linienverkehr.
7) Juli – Kapelle von Höver, links der »Hof Weber«, rechts die ehemalige Tischlerei Grote
Über der Tür ist die Jahreszahl 1494 in gotischen Kleinbuchstaben eingemeißelt. In diesem Jahr wurde das älteste Gebäude im Dorf, die Kapelle von Höver, fertig gestellt. Sie wurde im gotischen Stil als Wehrkirche angelegt und im Laufe der Zeit mehrfach verändert. Das betrifft auch den Innenraum, der im Jahr 1972 seine »zeitgemäße«, heutige Gestaltung erhielt. Die Glocke gehört wahrscheinlich zu den wenigen Gegenständen, die sich bereits bei der Einweihung in der Kapelle befanden. Es war dann auch der historische Wert, der sie vor dem Einschmelzen im 2. Weltkrieg bewahrt hat.
Mehrere Bilder schmücken den Innenraum. Es handelt sich um zwei Bilder von Professor Plühr und drei Bilder, die wahrscheinlich vor langer Zeit zum Altar der Kapelle gehörten.
8) August – Hof Prüße
Ob es sich bei Ludeke Hone, der 1528 genannt wird, um den ersten, nachgewiesenen Besitzer des Hofes Nr. 2 in Höver handelt, kann nur vermutet werden, weil im Verzeichnis der Meier und Kötner aus dem Jahr 1535/36 erstmals Hans Hoenen als Besitzer aufgeführt wird. Dort steht: "hed eynen hoff mit dren hove landes, ...". Mitte des 17. Jahrhundert geht der Hof an die Familie Wolfes. Sie bewirtschaftet ihn über viele Generationen. Anfang des 20. Jahrhunderts heiratet Friedrich Prüße Rosa Wolfes und übernimmt einige Jahre später diesen Hof.
Das Foto entstand etwa im Jahre 1915. Der Schornstein, der im Hintergrund steht, gehört zur Brennerei, die sich auf dem Hof befand. Die Besitzer des Hofes besaßen in der Zeit von 1810 bis 1909 das Recht, aus Getreide Schnaps zu brennen. Dieser wurde auf dem Hof in Flaschen abgefüllt, ausgefahren und an Händler und Gastwirte verkauft. In guten Jahren waren das schon mal über 1.000 Liter. In dieser Zeit waren durchschnittlich 12 Personen auf dem Hof beschäftigt. Sie bewirtschafteten die Felder, halfen bei der Ernte, kümmerten sich um das Vieh und arbeiteten auch in der Brennerei. Der Schornstein wurde bereits kurz nach Ablauf der Brennrechte abgerissen. Die Brennerei musste in den Jahren 1967/68 einer moderne Maschinenhalle weichen.
9) September – Pferd und Pflug
Die Arbeiten in der Landwirtschaft forderten vom Bauern einen großen körperlichen Einsatz und viel Geschick. Bei jedem Arbeitsschritt musste, wie hier gut zu erkennen ist, die Maschine bedient und gleichzeitig das Gespann gelenkt werden. Es dauerte sehr lange, bis ein Feld Furche um Furche umgepflügt, geeggt und eingesät war. Das Bild wurde auf einem Feld an der Hannoverschen Straße aufgenommen. Im Hintergrund ist die Oberleitung der Straßenbahnlinie 15 zu sehen.
Anfang der fünfziger Jahre gab es in Höver 13 landwirtschaftliche Betriebe. Es gab zwar schon einzelne Schlepper im Dorf, die Feldarbeit wurde aber im Wesentlichen mit Pferden verrichtet. Seinerzeit standen etwa 40 Arbeitspferde auf den Höfen. Allein auf dem Hof Prüße/Lüders waren 5 Gespanne vorhanden.
Heute zählt man noch drei Vollerwerbsbetriebe in Höver. Pferde kann man nicht mehr bewundern.
10) Oktober – Hannoversche Straße
Vom Ausbau der Ortsdurchfahrt im Jahre 1929 waren auch angrenzende Höfe betroffen. Auf dem Bild ist gut zu erkennen, dass an der Scheune auf der linken Straßenseite gebaut wird. Auch das Gebäude, das im Hintergrund zu sehen ist, wird der Straße weichen müssen. In der Schulchronik steht, dass Adolf Wiese sein Haus Nr. 41 entfernen musste. Es war ein kleines Haus, an dem der Schlagbaum gewesen sein soll. Für die Entschädigung baute er sich, etwas zurückgesetzt, ein neues Haus.
11) November – Gasthof »Zur Linde«
Das Bild zeigt die Reihenstelle Nr. 21 in der Fritz Wolfes seine Gastwirtschaft »Zur Linde« betrieb. Am 3. September 1920 brannte das Wohnhaus bis auf das westliche Wohnende nieder. An wesentlichen Sachen verbrannten, wie in der Schulchronik steht, »ein alter Eichentisch, an welchem die Franzosen 1806–1813 gesessen hatten und Spuren von ihrem Draufschlagen zu sehen waren ...«. Als Ursache für den Brand wird eine Überlastung der Stromleitungen vermutet. Durch Zwangsversteigerung im Jahre 1932 wurde der Maurermeister Adolf Bartels neuer Besitzer des Anwesens. Unter verschiedenen Pächtern erfolgten zahlreiche bauliche Veränderungen am Lokal. Nach komplettem Abriss des alten Gasthauses (ausgenommen war der Saal) entstand hier durch einen Neubau das heutige »Hotel zur Linde« mit separaten Gästehäusern.
Der Saal wurde 1993 entkernt und zu Hotelzimmern umgebaut.
12) Dezember – Hofstelle Nr. 29 Peik/Füllkrug (Kindergarten)
Dieses Haus gehörte zur Hofstelle 29. Das Gebäude wurde, wie der Inschrift des Hausbalkens zu entnehmen war, im Jahr 1742 erbaut und hatte, bis es die Gemeinde im Jahr 1920 erwarb, verschiedene Eigentümer. Bereits im Jahr 1951 baute die Gemeinde ein Feuerwehrgerätehaus und eine Leichenhalle an das Haus an. Als das Hofgebäude 1954 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde, entstand an dieser Stelle das Rathaus der Gemeinde. Heute befindet sich hier die Kindertagesstätte.
Abgerundet wird das Ganze durch Rezepte, die in diesem Jahr die Schützendamen Höver zusammenstellten und durch Postkarten, auf denen noch einmal jedes Foto erscheint.